WILLIAM TURNER
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Vor 150 Jahren, am 19. Dezember 1851, starb der berühmteste Maler Englands in seiner Zeit. Aus Anlass seines 150. Todestages zeigt das Museum Folkwang Essen die erste Retrospektive seines Werkes in Deutschland. Joseph Mallord William Turner, 1775 in London geboren, wo er bis zu seinem Tod 1851 lebte, war nicht nur der berühmteste Maler Englands in seiner Zeit, er war zugleich einer der erfolgreichsten, auch wenn die Eigenwilligkeit seiner Malerei immer wieder heftig kritisiert wurde. Ein deutscher Kunstliebhaber klagte schon 1808 über die "Sorglosigkeit", mit der er seine Bilder ausführe. Ein englischer Kritiker verglich Turner 1827 bissig mit einem Koch, der ein gutes Curry bereiten könne, doch mit seiner Vorliebe für die gelbe Farbe gleich die ganze Welt wie ein Curry-Gericht behandle. 1829 nannte ein amerikanischer Rezensent die von Turner dargestellten Dinge"Candy Jellies", und Joseph Anton Koch, der deutsche Romantiker, dachte ernsthaft darüber nach, wie herum Turners Bilder aufzuhängen seien. Selbst Auguste Renoir spottete über Turners Bilder, die er "patisserie" nannte. Der Spott der Kritiker wie die Bewunderung der
späteren Künstler erläutern pointiert die Besonderheiten der Kunst Turners und verweisen deutlich auf seine Modernität. Seine Malerei beschließt eine Epoche und steht zugleich am
Anfang eines langen Weges zur Moderne des
20. Jahrhunderts. Nach den Impressionisten
entdeckten die Symbolisten das wunderbare Licht in seinem Werk, der
Lichtmystiker James Ensor ließ sich von
ihm beeinflussen und Henri Matisse wie
Paul Signac reisten nach England und
waren begeistert davon, wie Turner die
Farben in seinen Bildern einsetzte. Die
amerikanischen Maler des "abstrakten
Expressionismus", Mark Rothko und
Pollock, hatten Turners Bilder genau
studiert oder folgten ähnlichen Prinzipien
Turner hatte die großen Künstler des 16. und 17. Jahrhunderts
studiert. Dann reformierte er die Landschaftsmalerei, die in der
herrschenden akademischen Lehre immer den Historienbildern
nachgeordnet war, und verhalf ihr zu gleicher Anerkennung. Bei
ihm übernahmen das Licht der Sonne, die Gewalt der Naturele- Um die Dramatik der handelnden Naturkräfte noch überzeugender darstellen zu können, setzte sich Turner ihren Unbilden selbst aus. Es wird berichtet, daß er sich an den Mast eines Schiffes habe binden lassen, um die Fürchterlichkeit eines Sturmes unmittelbar erleben und erleiden zu können. Und nicht weniger als die tosende See liebte er die Unwirtlichkeit der Gebirgswelt. Auf beschwerlichen Reisen durch die Alpen zeichnete er unermüdlich.
Zwischen 1817 und 1845 überquerte Turner, sooft er nur
konnte, den Kanal, um zwischen Kopenhagen und Neapel,
Paris und Prag den Kontinent zu bereisen. Er hatte sich als
junger Künstler zunächst im Aquarellieren geschult, bevor er zu
malen begann. Auf seinen Reisen sammelte er die Motive, die
er im Aquarell zu vollendeter Bildwirkung brachte. Turner revolutionierte die Technik der Aquarellmalerei und hob ihr Ansehen
damit weit über das von den
Dilettanten bevorzugte Darstellungsmittel hinaus. Zahlreiche
"watercolours" entstanden im Auftrag für Publikationen "pittoresker" Ansichten von europäischen Landschaften oder
als Illustrationen für literarische Werke. Wenn sie in Druckgraphik übertragen wurden, überwachte Turner streng die
Arbeit. Schließlich erwarb er sich im Aquarellieren jene Freiheit in der Behandlung des Lichtes und der Farbe, die es ihm
auch in den Gemälden erlaubte, sich zugunsten des gesteigerten Ausdruckes der Dinge von der Naturwirklichkeit zu So berühmt und bedeutend Turners Werk ist, so wenig ist es doch auf dem Kontinent in Museen zu sehen und in Ausstellungen gezeigt worden. In den vergangenen Jahren wurden einzelne Aspekte seines Werkes, vor allem seine Aquarelle mit den Motiven seiner Reisen in die Schweiz oder an den Rhein, vorgestellt. Eine Überblicksausstellung, wie 1984 in Paris oder 1996 in Canberra und Melbourne, ist in Deutschland bisher nicht gezeigt worden. Die Ausstellung im Museum Folkwang Essen gibt erstmals in Deutschland einen Überblick über das gesamte SchaffenTurners. Mit nahezu 200 Werken zeigt sie alle künstlerischen Medien Turners: Malerei, Aquarell, Skizzen und Drucke. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit der Tate
Gallery London entwickelt und von einem der besten
Kenner des Werkes von Turner, Andrew Wilton, zusammengestellt worden. Die Tate Gallery leiht viele
auch selten zu sehende Bilder und Aquarelle zur Ausstellung nach Essen. Dazu werden Meisterwerke
aus der National Gallery London gezeigt, aus Museen in Aberdeen, Lincoln, Edinburgh, aus zahlreichen
Museen in den USA -aus Cleveland, Philadelphia,
Boston, Baltimore, Indianapolis, New York, Georg-W. Költzsch, Museum Folkwang Kunsthaus ÖFFNUNGSZEITEN
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